Sojawachs ist für Heimwerker und Hobby-Kunsthandwerker mit Abstand das beliebteste Wachs. Das liegt zum Teil daran, dass es als sauberer und gesünder als Paraffinwachs angesehen wird, welches ein Nebenprodukt in der petrochemischen Industrie ist. Aber stimmt das eigentlich? Wie bei jedem anderen wichtigen Thema wollen wir nicht, dass du dich einfach zurücklehnst und der ganzen Rhetorik Glauben schenkst. Deshalb haben wir hier eine Anfängeranleitung für Sojawachs zusammengestellt: Sie umfasst die Umweltbelastung durch Sojawachs, seine einzigartigen Eigenschaften sowie hilfreiche Tipps, aber zunächst ein wenig Hintergrund …

Sojawachs ist ein pflanzliches Wachs und wird aus Sojabohnen gewonnen, die größtenteils auf Plantagen in den USA, Argentinien und Brasilien angebaut werden. Die Sojabohnen werden gepresst und das daraus gewonnene Öl wird zu Wachs hydriert. Es sei darauf hingewiesen, dass Sojawachse nicht vollständig rein sind. In der Tat stellt Sojawachs alleine kein gutes Kerzenwachs dar. Um einen effizienteren Abbrand zu erzielen, wird es mit Zusätzen raffiniert, oder zum Teil mit anderen Wachssorten wie z. B. Paraffin-, Kokosnuss- und Palmwachs oder anderen vermischt. Diese Hybridwachse werden weitläufig als Sojawachsmischung bezeichnet.Es gilt zu beachten, dass Produkte wie z. B. KeraSoy 4120 und 4130 nicht mit anderen Wachssorten vermischt sind und deshalb als 100% Sojawachs bezeichnet werden. Das heißt aber nicht, dass sie frei von Zusätzen sind.

Natürlich und erneuerbar versus umweltfreundlich

Also bleibt die große Frage: Können wir Sojawachs als ein umweltfreundliches Produkt einstufen? Wie so meist beim Thema Nachhaltigkeit und Umwelt ist die Antwort weder einfach noch eindeutig. Obwohl Sojawachs, im Gegensatz zu Paraffinwachs, in seiner reinsten Form als eine sowohl natürliche als auch erneuerbare Quelle bezeichnet werden kann, so ist es dennoch nicht hundertprozentig vor den Bedenken bzgl. seiner Umweltverträglichkeit gefeit. 

Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage für “die Königin der Bohnen” gibt es tatsächlich zunehmend Bedenken bzgl. Abholzung und den Auswirkungen des Anbaus und der Produktion im großen Umfang auf ansässige indigene Gemeinschaften, kleine Bauern und die sie umgebende natürliche Umwelt. Entscheidend ist, dass der überwiegende Anteil der Sojabohnen in der Lebensmittelindustrie, einschließlich Tierfutter, angewandt wird. Kerzenwachs macht jedoch nur einen kleinen Bruchteil des Gesamtverbrauchs aus.

Diese Praktiken erfordern eine verantwortungsvolle und umsichtige Vorgehensweise in Bezug auf die Beschaffung sowie auch eine weltweite Aufmerksamkeit gegenüber der Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen. Diese Tatsache alleine reicht aber wahrscheinlich nicht aus, um Sojawachs als “gefährlich” oder sogar “umweltschädlich” einzustufen.

Wenn es sich um so heikle Angelegenheiten handelt, dann ist Transparenz entscheidend. Das gesamte Soja, das für unsere Wachse verwendet wird, beziehen wir verantwortungsbewusst, um jegliche Umweltauswirkungen zu minimieren. Stellungnahmen von den Herstellern sind jederzeit auf Anfrage verfügbar.

Eigenschaften, Merkmale und häufige Probleme

Zu den Merkmalen von Sojawachs gehört, dass es eine niedrigere Schmelztemperatur als Paraffinwachs hat und normalerweise weicher ist, wodurch es sich vorzüglich als Wachs für Behälter eignet. Dies kann jedoch zu Problemen bei der Beibehaltung des Festzustands führen, wenn es in wärmeren Ländern oder an heißen Tagen in unseren Breiten gelagert wird. Ein Vorteil ist, dass Sojawachskerzen sehr gut abbrennen und oft ein größeres Schmelzbad erzielen, wodurch die Bildung eines Tunnels bzw. Kraters um den Docht vermieden wird. Darüber hinaus wird das gesamte Wachs während des langen und langsamen Abbrands genutzt.

Im Zusammenhang mit den “natürlicheren” Elementen des Sojawachses gibt es aber auch ein paar Herausforderungen, weil die chemische Struktur im Vergleich zu Paraffinwachs weniger fest ist. Aus diesem Grunde kann es zum sog. “Frosting” kommen, wenn das Wachs abkühlt, wobei sich weiße Ablagerungen bilden. Darüber hinaus kann es auch Probleme beim Haftvermögen geben, d. h. dass sich das Sojawachs stellenweise von der Behälterwand ablösen kann, wenn es zu kalt wird. Frosting offenbart sich als Unregelmäßigkeiten in der Oberflächenbeschaffenheit des Wachses, wenn es abgekühlt ist, und es kann ein wenig wie Schneeflocken oder Kristalle an der Oberfläche aussehen. Alle Sojawachse unterliegen diesen Aushärtungsproblemen. Deshalb werden Wachse wie Kerax mit Zusätzen vermischt, die diesen Problemen vorbeugen sollen.

Top Tipps fürs Arbeiten mit Sojawachs

Die Probleme des Frostings und des Haftvermögens können durch die Verwendung der hochwertigsten Wachse und mithilfe der größten Sorgfalt beim Gießen und Abkühlen der Wachsprodukte minimiert werden. Beachte bitte, dass das Gießen des Wachses in einen kalten Behälter das Risiko von Frosting und verminderter Haftung erhöhen kann. Es ist deshalb immer besser, die Behälter vor dem Gießen leicht zu erwärmen. 

Als Nächstes solltest du die optimale Temperatur fürs Gießen bestimmen: nicht zu heiß und nicht zu kalt. Dies hängt davon ab, was du zu dem Wachs hinzugefügt hast, aber Perfektion erreicht man nur durch Experimentieren und dem Notieren der Ergebnisse. Aber ist das nicht Teil des Anreizes an der Sache?

Schließlich solltest du deine Kerzen langsam abkühlen lassen. Ein zu schnelles Abkühlen erhöht das Risiko, dass diese häufigen Probleme auftreten. Wir empfehlen deshalb, den Raum, in dem du deine Kerzen abkühlen und aushärten lässt, auf einer konstanten Umgebungstemperatur zu halten. Idealerweise hältst du ihn das ganze Jahr über auf einer konstanten Temperatur und unterbindest jeglichen Durchzug. Es würde dich überraschen zu wissen, wie groß der Unterschied in den Ergebnissen sein kann, der durch nur eine kleine Veränderung in der Umgebungstemperatur verursacht werden kann.

In Kerzenfabriken, die im großen Maßstab operieren, wird alles kontrolliert und optimiert, um die perfekten Kerzen herzustellen. Die Behälter werden auf eine perfekte Temperatur erwärmt, der Abkühlungsprozess erfolgt bei einer exakten Temperatur über einen ganz bestimmten Zeitraum und auch das Mischen und Gießen des Wachses ist Präzisionsarbeit. Heimwerkerinnen und Heimwerker, die Ihre Kerzen zuhause herstellen, sollten versuchen, denselben Grad an Präzision so gut wie möglich zu reproduzieren, und dies ist besonders wichtig beim Arbeiten mit Sojawachs. 

Kurz gesagt, experimentiere, teste, miss und notiere die Ergebnisse so lange, bis du einen ausgereiften und gleichbleibenden Prozess erzielt hast.